Die Strände! Das feine Essen! Die Landschaft! Für Urlaub auf der Insel Milos gibt es noch zig weitere Gründe. Wir jedenfalls würden gleich wieder hinfahren.
Der Plan war Inselhopping. Doch nach zwei Tagen auf Milos haben wir keine Lust weiter zu hüpfen. Wir wollen am Strand liegen und im Meer schwimmen. Uns erholen und wie Eidechsen Sonne tanken bevor der Winter kommt. Auf die Idee, auf diese Insel in den Kykladen zu fahren, hat uns eine Bekannten gebracht. “Geht bevor es alle tun”, sagte sie.
Jetzt, mitte Oktober, ist es ruhig auf Milos. Einige Hotels und Apartments sind bereits geschlossen, doch es hat genug Angebote, um eine hübsche Unterkunft zu finden. Die Touristen bestehen vor allem aus Paaren. Die älteren sind mit den Wanderschuhen unterwegs, die jüngeren auf Quads – diesen vierrädrigen Geländefahrzeugen. Und: Es lassen sich auch einige Influencerinnen ausmachen, soviel zum Hipness-Faktor. Mehr dazu später.
Die Fähren treffen alle in Adamas ein. An der Uferpromenade reihen sich Tavernen und Cafés aneinander, davor schaukeln Segelboote im Wasser. Viele Touristen steigen am Hafen ins Mietauto und fahren gleich weiter. Adamas eignet sich aber gut als Ausgangspunkt. Gerade in der Nebensaison ist der Ort auch noch belebt und von der Apotheke bis zum Supermarkt hat alles geöffnet.
Milos ist wie Santorini vulkanischen Ursprungs. Die Insel verfügt über ein reiches Vorkommen an Obsidian, Lavagestein. Es gibt Metalle und Mineralien, die auch noch heute abgebaut werden. Wer das Abenteuer sucht, kann im Westen eine alte Mine besichtigen. Allerdings gibt es in diesem Teil der Insel nur Schotterpisten, vor denen die strenge Dame im Autoverleih ausdrücklich warnt. Wer dorthin möchte, braucht ein Quad. Wir entscheiden uns fürs Moped. Um an die Strände zu kommen reicht es völlig aus. Zudem wollen wir auch zu Fuss unterwegs sein.
An einem der ersten Tage wandern wir von Adamas nach Sarakiniko, eine riesiges Plateau aus Bimsstein am Meer. Die Felsen wurden durch Wetter und Wasser zu einer faszinierende, weissen Mondlandschaft geschliffen. Als wir ankommen ist der Himmel bewölkt und es geht ein frischer Wind. Plötzlich schiebt sich die Sonne hervor und bringt das Meer zum Leuchten. Wirklich warm ist es noch nicht, doch um uns herum ziehen junge Frauen geschäftig ihre Bikinis an. Sonnenbrillen werden montiert und Haare gerichtet. Die Begleiter der Influencerinnen machen die Kameras klar, um ihre Frauen in den bekannten Instagram-Posen abzulichten – und wir amüsieren uns ab dem Spektakel.
Ganz anders sehen die Sandstrände auf der Südküste von Milos aus. Die steilen Felswände der Firiplaka- und Paliochori-Bucht leuchten in den wildesten Farbtönen von karminrot bis senfgelb. Das gelbe Gestein verweist auf Schwefel hin, der bis 1960 auf der Insel abgebaut wurde. Am Strand von Paliochori wandern wir etwas den Hügel hoch. Die Landschaft ist durchsetzt von bröckeligem Gestein, auf der Wiese liegen Muster wie von explodierenden Galaxien. Wenn man an einigen Stellen die Hand auf den Boden legt, spürt man sogar die Hitze aus dem Erdinnern.
Für die zweite Hälfte unseres Urlaubs ziehen wir nach Plaka, dem Hauptort von Milos. Er liegt etwas erhöht und bietet griechische Inselromantik wie aus dem Bilderbuch. Die weissgetünchten Häuser haben blaue Fensterläden. In den verwinkelten Gassen blühen Bougainvillea. Es gibt Tavernen mit rustikalen Stühlen und natürlich Katzen – Katzen überall. Wir verlieben uns in die Bäckerei Palaios und ihre Besitzerin. Wenn die älterer Dame mit ihrer grossen schwarzen Hornbrille hinter der Kasse sitzt, sehen wir gleich eine Figur aus einem Film von Wes Anderson vor uns. Sie und ihr Mann stellen alle Backwaren selbst her, in den Sommermonaten kommen die erwachsenen Töchter auf die Insel, um den Ansturm im Café zu bewältigen. Jeden Morgen bestellen wir hier frisch gepressten Orangensaft, Kaffee und Joghurt mit Honig und Nüssen. In der Kuchenvitrine liegt auch eine Spezialität von Milos: Karpouzopita. Ein flacher Kuchen, der aus Wassermelone, Zucker, Honig und Olivenöl gemacht wird.
Ein paar Schritte neben dem “Palaios” geht ein Weg runter an unseren Lieblingsstrand, den kleinen Plathiena-Beach. Eine anderer Spaziergang führt uns von Plaka ins Fischerdorf Klima. Auf dem Weg passieren wir die antike Stadt von Milos sowie ein römisches Theater aus dem 3. Jahrhundert. Und – fast hätte man die Infotafel übersehen – hier wurde die berühmteste Dame der Insel gefunden: die Venus von Milos. Am 18. April 1820 stiess ein Bauer beim Pflügen auf die lebensgrosse Skulptur der Göttin Aphrodite, die heute im Pariser Louvre steht.
In Klima zeigt sich Milos nochmals von einer anderen Seite: Das Dörfchen besteht aus Fischerhäusern, die direkt ans Wasser gebaut sind und alle gleich aussehen. Im Erdgeschoss haben sie eine Art Garage mit einem doppeltürigen, bunt bemalten Eingang. Darüber befindet sich ein Schlafraum mit Balkon. Einige dieser Fischerhäuser werden als Ferienwohnungen auf Airbnb angeboten. Für den Hochsommer ist es dort direkt am Wasser sicher traumhaft. Jetzt im Herbst sind wir froh über unser Zimmer oben in Plaka. Bei Sonnenuntergang sitzen wir auf der Terrasse, trinken ein Fix Hellas, blicken über die wilde Natur bis zum Meer und gehen erst rein, wenn uns die kühle Oktoberluft dazu zwingt.
Unsere Tipps für die Insel Milos
Milos liegt in der südlichen Ägäis und gehört zu den Westkykladen. Die Insel ist rund 160 Quadratkilometer gross – etwas kleiner als der Kanton Appenzell Innerrhoden – und hat fast 5000 Einwohner.
- Anreise: Wir sind mit der normalen Fähre von Piräus (Athen) nach Milos gefahren. Diese verkehrt meist einmal am Tag und dauert ca. sieben Stunden. Es gibt auch Speedboote. Eine Übersicht bietet go-ferry.com. Milos verfügt auch über einen kleinen Flughafen.
- Übernachten: Das Bed and Breakfast Halara Studios in Plaka ist einzigartig gelegen und hat stilvolle Zimmer mit einer kleinen Küchenzeile.
- Essen: Die Taverne “O! Hamos!” in Adamas serviert grandiose Meze und tolle überbackene Gemüse- und Fleischgerichte im Tontopf. Gegessen wird im Garten.
- Wandern: Auf miloterranean.gr findet man sieben geologisch interessante und markierte Routen.
- Aussichtspunkt: Bei Sonnenauf- oder untergang in Plaka zur Gipfelkapelle hochsteigen. Herrlicher Blick über den Norden von Milos und die Küste.